Idyllische Natur und Industrieromantik auf dem Misburger Stichkanal - zum letzten Mal?

Die schon länger angedachte Tour auf dem Misburger Stichkanal drängte nun zur Umsetzung, da das Ziel der Tour, ein stillgelegter Industriehafen des ehemaligen Zementwerkes, zugeschüttet werden soll.  Passend dazu titelte am Tag der Tour der Misburger Wochenspiegel „Idylle in Gefahr – Hafenbecken soll verfüllt werden“.  Vielleicht ist dies die letzte Gelegenheit die verfallende Industriebrache und die mittlerweile sich ausbreitende Natur zu bewundern.
Bei schönstem Wetter und fast zu warmen 30 Grad traf sich eine kleine Gruppe der SUP Crew zur Erkundung des Kanals. Am Ende der Klabundestraße pumpten wir unsere Boards auf und setzten bequem an einer betonierten Slipanlage für Boote in den Mittellandkanal ein. Der Einstieg verzögerte sich jedoch ein wenig da ein großes und für den Mittellandkanal typisches Transportschiff an uns vorbei zog und keiner wollte sich mit diesem Pott direkt anlegen.

Nachdem alle im Wasser waren bogen wir nach wenigen hundert Metern in den Misburger Stichkanal ein. Zunächst querten wir den Misburger Hafen mit einer großen Krananlage, um dann nach der Brücke Anderter Straße in den engeren Teil des Kanals zu kommen.

Links und rechts hingen urige lange Äste ins Wasser und man hatte den Eindruck, als wäre man in einem Urwald unterwegs, wäre da nicht das vom Mergel milchige Wasser und der viele schwimmende Unrat. Baden gehen wollte von uns dort keiner.
Nach einigen weiteren Paddelschlägen erreichten wir den Misburger Yachthafen und bogen dann rechts in den stillgelegten Teil des Kanals ein.

Der zweite Weg würde in den noch bewirtschafteten Hafen der Teutonia Werke führen. Das war aber nicht unser Ziel. Wir zogen weiter in Richtung des stillgelegten Hafenbeckens. Am Uferrand sah man mehrere verwaiste Angelplätze, die mit Hockern und kleinen Sonnensegel eingerichtet waren.  Ein kundiges Sup Crew Mitglied berichtete im Vorfeld der Tour über ein aggressives Schwanenpärchen, das gerne im Hafenbecken zu Hause ist und Ihre Jungtiere dort großzieht. Zudem finden die Schwäne es überhaupt nicht lustig, wenn dann Menschen mit Gummiboards Ihren Jungen zu nah kommen. Da kam es schon zu wilden Verfolgungsjagden und dies könnte ggf. wieder der Fall sein. So bogen wir voller Spannung und von der tiefstehenden Sonne geblendet in einer langen Rechtskurve zurückhaltend ins Hafenbecken ein. Wir konnten aber sehr schnell erleichtert aufatmen, da uns ein Kajakfahrer entgegen kam.  Dieser sah noch ganz entspannt und putzmunter aus. Also kein Schwanenpärchen in Sicht. Somit war der Weg in den Hafen und deren verrosteten und zugewachsenen Einfüllanlagen frei.

Ab hier beginnt auch der Bereich, der vielleicht zukünftig zugeschüttet werden soll, was angesichts der dort mittlerweile ausgebreiteten Natur und den Tieren eine echte Schande wäre. Sogar Eisvögel sollen hier schon gesichtet worden sein.

Etwas hinderlich war jedoch das Seegras, das hier sehr reichlich wächst und sich gerne um die Finnen wickelt. So hatten wir gleich noch einen zusätzlichen Trainingseffekt. Nach kurzer Trinkpause, machten wir uns auf den Rückweg.

An der Einstiegsstelle angekommen konkurrierten wir noch mit der Burgdorfer Feuerwehr, die gerade dabei war Ihr Rettungsboot ins Wasser zu lassen. Jedoch war es kein Einsatz, sondern eine Übung. Von daher bekamen wir netterweise den Vortritt und wir kamen alle heil und ziemlich durchgeschwitzt an unseren Ausgangspunkt an. Nach 1,5 h und 7,8 km hatten wir unseren Mikrourlaub auf dem Wasser mitten in der Woche absolviert. Ob man diese Tour in Zukunft noch einmal machen kann steht in den Sternen. Ganz aktuell ist eine Bürgerinitiative gegründet worden, die das Hafenareal schützen will. Hoffen wir mal, dass dies nicht unsere letzte Tour in den Hafen war und dass sich der Naturschutz gegenüber den industriellen Interessen durchsetzen kann.