Die Aller wird 2023 wieder WSV-Revier

Oder auch: Liebe auf den ersten Blick – die Aller und Uli

Früher (als ja bekanntlich noch alles besser war) fuhren wir als Abschluss des Ruder-Schnupperkurses regelmäßig nach Essel an die Aller, zelteten bei der KWG-Hütte zünftig ohne Wasser- und Stromanschluss und fuhren mit den KWG-Booten die sechs Kilometer bis zur Hademstorfer Schleuse, picknickten süßen Weißwein und Mohnkuchen, schliefen den Rausch aus und fuhren stromauf zurück, um am Lagerfeuer Steaks zu braten. Jetzt sind Fleisch und Alkohol nicht mehr so „in“, die Hütte wird regelmäßig verwüstet, und das Schleppen der Boote dort sind wir nicht mehr gewöhnt. 

Ab und zu gab es dann doch eine Allertour; z.B.  von Boye nach Marklendorf; Jürgen zielte auf die, die den Schnupperkurs absolviert hatten und dabei geblieben waren, hatte aber eher Ruder-Establishment im Boot. Macht aber, wenn man unterwegs ist, genauso viel Spaß.

Im Jahr 2023 nun hat Uli die Aller als unseren „Hausfluss“ wiederentdeckt. Jürgen spielte mit und schrieb eine Tagesfahrt von Boye nach Marklendorf aus, Ruder-Neulinge ausdrücklich eingeladen, welchem Ruf allerdings nur Sandy folgte. Uli hatte vorgearbeitet, war den Fluss mit dem Fahrrad abgefahren, Zufahrten und Stege von Land zu erkunden. Dann fuhr er mit seinem privat erworbenen Einer los, um die Stege auch vom Wasser aus zu sehen. Dabei konnte er auch eine uns bislang weitgehend vermiedene Erfahrung machen: Boot an Allerschleusen umtragen (wer das in Hademstorf einmal gemacht hat, albträumt von den Treppenstufen dort).

 

Die Tagesfahrt mit zwei gesteuerten Zweiern wurde etwas länger als geplant: Start fünf Kilometer vorverlegt in den Celler Hafen. Viel bequemer zum Einsetzen als der Steg in Boye mit seinem Pfahl im Wasser unmittelbar flussabwärts. Tipp von Uli, der dann für künftige Fahrtenleiter-Einsätze trainieren und die handbetriebenen Schleusen in Oldau und Bannetze betätigen durfte (Daria: „Los! Thorsten ist damals von einem Tor zum anderen gejoggt“). Uli joggte nicht und ließ außerdem am Schluss die Matrosin eines auf Schleusung in Gegenrichtung wartenden Motorboots das Tor öffnen. 

Ziemlich zu Anfang der Tour zeigte sich, dass nicht nur die Rudersparte die Aller kennt. Es kamen SUPer entgegen – die haben ja so blaue Leibchen an – holla, das sind ja welche von uns! Und am Campingplatz in Winsen zeigte sich, dass manches sich nicht ändert. Das Restaurant hatte zu. Wie immer, wenn wir da anlegen. Wir waren vorbereitet, hatten Brot und Kuchen dabei. Jürgen spendierte eine Flasche Sekt. Begründung dafür habe ich vergessen, aber es gab eine. 

Ulis nächste Info-Offensive – Nachfragen beim Celler RV – endete damit, dass er als Teilnehmer einer Dreitagestour von Celle nach Verden schanghait wurde. Ok – vielleicht war es mehr wie bei der Loreley: bald zog man ihn, bald sank er hin. Jedenfalls sollte er dann auch noch Leute mitbringen, weil den Cellern Ruderer für ihre Tour abhandengekommen waren. Der WSV schickte vom 13. bis 15. September gleich noch die „Moorlady“ mit, damit Uli, Jörn und Klaudi nicht in einem fußgesteuerten Dreier los mussten.  Unter der Ober-Leitung aus Celle durfte Uli Fahrtenleiter-Premiere für die WSV-Abteilung der Tour feiern.

Das Herbstwetter schön, die drei Tage gelungen – es drängte die drei, ihre Erfahrungen zu teilen. Daria, Thorsten, Rita, Matthias und Dagmar wollten dabei sein. Mit Geschick wählte Jürgen Montag, den 2. Oktober für eine Tagesfahrt von Eilte nach Verden. Top-Wetter, während der folgende Feiertag windig, nass und kühl daherkam. Moorhexe und Moorlady durften mit, außerplanmäßig auf dem großen Hänger, weil der blaue einen Plattfuß hatte (Schraube im Reifen). In Eilte konnte das Rigger-Team von der Sonne gewärmt die Rindviecher auf der anderen Flussseite betrachten, während drei Fahrer den Hänger zum Ziel brachten und mit einem Auto zurückkamen. Dann schmolzen die Flusskilometer dahin; hier hat die Aller Strömung, keine Schleuse mehr bis zur Mündung in die Weser. Nach 15 km eine kurze Pause in Rethem, wo es zwei Stege gibt. Die Moorlady sollte den zweiten anpeilen, den allerdings ein Angler besetzt hatte. „Wir wollen hier anlegen!“ „Nein, ich war zuerst da.“ Es brauchte fahrttechnische Überzeugungsbemühungen, damit dem Boot der Steg freigegeben wurde. Mal sehen, ob er nächstes Jahr noch da ist. Im Abgang murmelte der Angler etwas von „…dafür sorgen, dass der Steg abgebaut wird….“

Über weite Strecken windet sich die Aller mit vielen Schleifen idyllisch durch die Uferlandschaft. Unterwegs wurden Steg und Gebäude des Hotels in Bosse gezeigt, wo das Dreierteam im September übernachtet hatte. Beim Wassersportclub Westen (Motoryachten und SUP; kleiner Hafen gleich hinter der Solarfähre Otersen - Westen, die zeitweilig von Hobbyfährleuten betrieben wird) hatte Uli Kaffee und Kuchen vorbestellt. Jürgen gab Sekt aus (1000 Jahres-Km), Jörn hatte acht „Mundorgeln“ dabei. Nachdem es in der Moorhexe schon „Hejo, spann den Wagen an“ als Kanon gegeben hatte, wurde eifrig gesungen – „Wir lieben die Stürme“, „My Bonny“, der Hamburger Veermaster“ und schließlich Gospel, „He Got The Whole World In His Hands“.

Dann der Schlussspurt, 13 km, der Fluss jetzt zunehmend gerader durch flaches Wiesenland, bis zum Verdener Ruderverein. Boote abriggern und verladen, alles schon Routine. Im Dunkeln zurück  am WSV. Als Boote und Hänger wieder weggepackt und weggeparkt waren, standen wir noch mit einem Bier in der Hand in der Bootshalle. „Tolle Sache, so eine Tagesfahrt!“ Jürgen würde in der Saison Hexe und Lady am liebsten auf dem kleinen blauen Hänger lassen, damit man einfach spontan losfahren kann. Und Uli will so bald wie möglich die Dreitagestour mit Übernachtung in Bosse anbieten.

DDT